Star Trek / PKD

Mai 27, 2009

Star Trek / PKD

Aus aktuellem Anlass möchte ich mich dem Film „Star Trek 11“ widmen. Hier wird eine weitere Möglichkeit der Zeitreise beschrieben: Das Reisen durch schwarze Löcher. In diesem Fall wurde durch eine Super Nova ein schwarzes Loch erzeugt in das ein Raumschiff hineingerät. Dasselbe Raumschiff tritt später besser gesagt früher wieder in Erscheinung. Es reist in die Vergangenheit und erschafft so einen völlig neuen Zeitstrang der vorher so nicht existiert hat. Aufgrund dessen kann das Raumschiff auch nicht mehr in seine eigene Zukunft zurück da diese gar nicht mehr existiert.

Die Crew der Enterprise, wie sie hier in Erscheinung tritt ist bereits ein Produkt des neuen Zeitstrangs, obwohl es für sie ihre normale Gegenwart ist. Nur für den „alten Spok“ sind die Unterschiede zu erkennen, er wurde ebenfalls in das schwarze Loch gezogen und kennt dadurch beide Zeitstränge.

Hierbei handelt es sich um die Variante der Parallelwelt, wobei man hier nicht genau definieren kann ob die Zeitstränge nebeneinander existieren oder ob der „Neue“ Zeitstrang den „Alten“ ersetzt hat? Dadurch dass die Zeitreise durch ein physikalisches Phänomen hervorgerufen wurden und man sich nicht bewusst mit einer Maschine durch die Zeit bewegen kann bleibt die Antwort auf diese Frage ungeklärt. Fakt ist das hier nur eine Person den originalen Zeitstrang kennt, da sich Spock jedoch sowieso in der Vergangenheit befindet kann auch nicht beantwortet werden inwieweit diese Parallelwelt seine Gegenwart beeinflussen würde.

Im Gegensatz zu dem stehen die Werke von Philip K. Dick. In seinen Arbeiten ist meist eine Zeitmaschine vorhanden mit der man bewusst in eine bestimmte Zeit reist. Zudem wird in den meisten Fällen nichts verändert, die Dinge die verändert werden sollten geschehen doch da sie erst aufgrund der vorausgegangenen Zeitreise möglich waren. (vgl. The Skull) Auch in „The Simulacra“ in dem die Zukunft als variabel dargestellt ist scheint die Vergangenheit festgelegt zu sein. Obwohl Goltz sich selbst in der Vergangenheit beschützt und unterrichtet scheint dies keine Auswirkung auf seine Gegenwart zu haben, was wiederum auf das „no choice“ Paradox schließen lässt. Allerdings kann man dies nur vermuten da die Protagonisten vermutlich nicht bemerken würden dass sich ihre Gegenwart ändert, da eine Änderung nur in der Vergangenheit stattfinden könnte und diese somit wieder als „Normal“ angesehen werden würde.

Trotzdem scheinen gewisse Grundregeln zu gelten, egal ob es sich um ein „no choice“ Paradox oder um eine Parallelwelt handelt die Personen die darin verstrickt sind behalten immer ihre Interessen oder Berufe die sie vor der Zeitreise hatten bzw. auch wenn eine Parallelwelt erschaffen wird bleiben gewisse Charaktereigenschaften und äußere Einflüsse immer bestehen.

Bezogen auf den Film „Star Trek 11“ ist Kirk in beiden Zeitsträngen ein Draufgänger, der sich nicht um Regeln kümmert, hierbei scheint es sich um Grundeigenschaften des Menschen zu handeln die auch von außen nicht verändert werden können oder es handelt sich um einen dramaturgischen Trick damit sich Zuseher oder Leser mit der Figur identifizieren können.

 

Quellen:
Philip K. Dick: The Skull
Philip K. Dick: The Simulacra
J.J. Abrams: Star Trek 11, USA 2008

The Skull ist eine weitere Kurzgeschichte von Philip K. Dick, die von der Zeitreise handelt. Anders, als Paycheck, gibt es hier eine tatsächliche Reise in die Vergangenheit, mit dem Ziel, diese zu verändern.

Technische Aspekte

Die technische Seite der Apparatur in Paycheck und deren Funktionsweise wurde im letzten Beitrag bereits diskutiert. Wie sieht es damit in The Skull aus?

Conger saw machinery, whirring and turning; benches and retorts. In the center of the room was a gleaming crystal cage.
Philip K. Dick: The Skull

Es handelt sich anscheinend um eine komplexe Maschine, die sich stationär in einem Raum befindet. Das Herz dieser Maschine ist der Kristallkäfig. Dieser Käfig ist der einzige Teil der Zeitmaschine, der sich in der Zeit und im Raum bewegt. Er transportiert alles, was sich in ihm befindet.

He raised his finger and touched the wheel control. He turned the wheel carefully.
He was still staring at the plastic bag when the room outside vanished.
For a long time there was nothing at all. Nothing beyond the crystal mesh of the cage.
Philip K. Dick: The Skull

Innerhalb des Käfigs befindet sich der Kontrollmechanismus, der eine Art Rad oder Lenkrad zu sein scheint. Die Bedienung des Käfigs ist nicht schwer. Conger kommt damit ohne Erklärung zurecht und muss sich nicht besonders konzentrieren. Obwohl der Käfig von innen in die gewünschte Zeit und auf die gewünschte Stelle gesteuert wird, ist es doch möglich, ihn auch mithilfe der stationären Maschinerie zu kontrollieren:

„Don’t try to use this cage for purposes not anticipated in your job. We have a constant trace on it. If we want it back, we can get it back.
Philip K. Dick: The Skull

Im Käfig befindet sich außer dem Lenkrad auch ein Spiegel. Diesmal handelt es sich um einen ganz normalen Spiegel, in dem Conger sich sehr oft im Laufe der Geschichte betrachtet. Es ist unklar, wie groß der Käfig ist, aber er hat eine Tür, einen Spiegel und ein Lenkrad mit einer Sitzgelegenheit davor. All dies zusammen erinnert ein wenig an ein Auto, zudem Conger ohne Erklärung wusste, wie man ihn bedient, als würde er sich einfach in ein neues Auto setzen. Dennoch ist der Käfig groß genug, um darin laufen zu können.

He stood before the mirror over the shelf, examining his features.
[…]
Conger sat before the wheel. For a moment he waited, his hands resting lightly on the control. Then he turned the wheel, just a little, following the control readings carefully.
The grayness settled down around him.
Philip K. Dick: The Skull

Die Zeitreise beansprucht Conger physisch überhaupt nicht. Jegliche Veränderung spielt sich außerhalb des Käfigs ab: die Farben verändern sich, die Formen verschwinden, bis der Käfig in der vorgegebenen Zeit ankommt:

He put the gun down and adjusted the meter readings of the cage. The spiraling mist was beginning to condense and settle. All at once forms wavered and fluttered around him.
Colors, sounds, movements filtered through the crystal wire. He clamped the controls off and stood up.
Philip K. Dick: The Skull

Nachdem Conger den Käfig ein wenig außerhalb der kleinen Stadt „geparkt“ hat, bringt er ihn wieder auf eine Weise hervor, die wieder an ein Auto erinnert:

He brought out a thin rod from his waist and turned the handle of it. For a moment nothing happened. Then there was a shimmering in the air.
The crystal cage appeared and settled slowly down.
Philip K. Dick: The Skull

Veränderung der Geschichte

„We’ll be awaiting the outcome. There‘s some philosophical doubt as to whether one can alter the past. This should answer the question once and for all.“
Philip K. Dick: The Skull

The Skull ist ein noch besseres Beispiel für den “no choice” Paradox, als The Terminator. In Terminator II wurde der Tag der Abrechnung mindestens hinausgezögert. In The Skull hat Conger keine andere Wahl mehr, als The Founder zu werden, sobald er in die Vergangenheit reist. Eigentlich ist es erstaunlich, wie lange er selbst braucht, um den Schädel als seinen eigenen zu identifizieren. Für einen Moment scheint er noch vor der Wahl zu stehen:

Escape?
He turned toward the skull. There it was, his skull, yellow with age. Escape? Escape, when he had held it in his own hands?
Philip K. Dick: The Skull

Aber eigentlich ist es keine Wahl mehr. Er hält seinen eigenen Schädel in den Händen, also hat er gar keine andere Wahl, als hinauszugehen und vor die Menschenversammlung zu treten. In diesem Moment ist Conger eins mit seiner eigenen Zukunft – dem Schädel. Seine Geschichte wird sich so abspielen, weil sie sich schon so abgespielt hat, und der Schädel ist der Beweis dafür.

In The Skull bleibt keine Frage offen, was die Dynamik der Zeitreise betrifft. Conger stirbt in der Vergangenheit, wobei sein früheres Ich in einer späteren Vergangenheit auftaucht, sodass er nach seinem Tod noch zu leben scheint. Und viele Jahre später wird Conger in seiner eigenen Zeit geboren, um die Zeitreise zu unternehmen.

Dagegen bleiben in Paycheck viele Fragen offen. Weder Jennings noch der Leser erfahren jemals, was Jennings’ vergessenes Ich wirklich im Spiegel gesehen hat. Hat ER die Zukunft so gesehen, wie sie passiert war, sodass ER aus den Spiegel schon wusste, welche Gegenstände ER sich selbst schicken würde, und hat sie dann auch wirklich gesammelt und geschickt? Hat ER seine eigene Zukunft immer wieder stückweise gesehen, jeweils bis zu einem Moment, an dem ein Gegenstand gebraucht worden wäre, besorgte dann diesen Gegenstand, legte ihn in den Umschlag, den ER sich selbst zuschicken wollte, und sah sich die Zukunft wieder an, um sicherzustellen, dass der Gegenstand das Gewollte auch bewirken würde? Man weiß es einfach nicht. Diese Varianten sind nur private Spekulationen. Klar ist nur, dass das vergessene Ich anscheinend die Zukunft tatsächlich so gesehen hat, wie sie sich abgespielt hat. Wurde die Zukunft hier überhaupt verändert? Von allen Fragen zu Paycheck ist diese wohl die interessanteste. Denn in der Verfilmung wird die Zukunft wirklich verändert, weil wir einen Blick in diese Zukunft bekommen. Aber in der Kurzgeschichte gibt es dafür eigentlich keine Indizien. Aus den Textstellen, die im letzten Beitrag zitiert worden sind, geht hervor, dass weder Jennings noch sein vergessenes Ich die Zukunft verändert haben. Eigentlich hat Jennings keine andere Wahl, als genau diese vorprogrammierte Zukunft zu durchleben, da erstens sein vergessenes Ich sie schon gesehen hat und zweitens weil er fest vorhat, alle Gegenstände zu nutzen und seinen Plan, an die Macht zu kommen, zu durchsetzen. Es scheint ein „no choice“ Paradox zu sein, jedoch in eine andere Richtung gedreht. Conger muss in der Vergangenheit sterben, weil der Schädel beweist, dass es auch wirklich so passiert ist: hier ist also die Vergangenheit aus der Zukunft heraus gesteuert. Die entscheidenden Ereignisse finden in der Vergangenheit statt. Jennings hat aber keine andere Wahl, als genau diese Zukunft zu erleben. Schließlich schnappt die Klaue das Papierstück aus dieser Zukunft heraus und bringt es in die Vergangenheit zu Jennings’ vergessenem Ich. Das Papierstück, genau wie der Schädel, ist der Beweis dafür, dass die Zukunft genauso passieren wird, weil sie schon passiert ist. Für Jennings wird also die Zukunft aus der Vergangenheit von seinem vergessenem Ich gesteuert. Alle entscheidenden Ereignisse finden in der Zukunft (das bedeutet nach dem Eingriff in die Zeit und nicht vor ihm, wie in The Skull) statt.

Allem Anschein nach wird weder in The Skull noch in Paycheck etwas an dem fixen Zeitstrang verändert.

 

 

Quellen:
Philip K. Dick: Paycheck
Philip K. Dick: The Skull

Beginnen wir mit der wohl bekanntesten Geschichte einer Zeitreise in der Literatur: H.G. Wells „The time machine“. Das Buch erschien 1895 und war somit der Beginn einer neuen Ära in der Literatur:der Beschreibung einer Zeitreise und ihrere verbundenen Problematik. In H.G. Wells Roman erfindetAlexander Hardegen eine Maschine, mit der er durch die Zeit reisen kann. Die Frage die man sich hier im Bezug auf P.K.Dick stellt ist, wie hat denn die Maschine ausgesehen? Ähnlich der von Lessing Aparatur in Simulacra?

In H.G. Wells Roman setzt man sich in die Maschine verharrt am gleichen Ort und erreicht irgendwann den Bestimmungsort (besser gesagt die Bestimmungszeit). Die von Lessing Maschine arbeitet, soweit es beschrieben wird auf ähnliche weise. Man könnte fast von einer modernen kompakten Version der Maschine sprechen die schon im 19.Jhd. erfunden wurde. Von der Technikgeschichte würde es ja logisch sein: alles muss immer kleiner, kompakter sein. Wenn man also diese These vertritt, ist es natürlich auch angenehm die Maschine in dieser Form neu zu definieren. Mit einer so großen Apparatur durch ie Zeit zu reisen und Menschen mitzunehmen bzw. zu beeinflussen würde wahrscheinlich einfach zu kompliziert sein.

In Stanislav Lems (1921-2006) Sterntagebücher gibt es Hinweise auf einen ähnliche Maschine. Hier orientiert Lem sich wieder eher an die etwas veraltete Form, man steigt ein und reist ab. Was hier allderings zu tragen kommt ist, dass die Person während dieser Zeitreise altert bzw. sich verjüngert. Diese beiden Faktoren hat P.K. Dick nie berücksichtigt.

Doch mal weg von „Simulacra“. Lassen sich in anderen P.K. Dick Romanen gewisse parallelen mit bereits historisch bekannten Zeitreisetypen erkennen?

The Terminator ist eine der bekanntesten Geschichten, die sich damit auseinandersetzen, ob man durch einen Eingriff in die Gegenwart die Zukunft verändern kann. Auch Philip K. Dick geht in Paycheck auf diese Frage ein. Vergleichen wir zunächst die physikalischen Aspekte der Zeitreise in diesen beiden Geschichten: 

Physikalische Aspekte der Zeitreise

The Terminator

In allen drei bis jetzt erschienenen Terminator Filmen haben wir die Zeitmaschine selbst nie gesehen. Von Kyle Reese erfahren wir einige Details:

– Is that when you captured the lab complex and found… What is it called?  The time displacement equipment?
– That’s right. The Terminator had already gone through.
[…]
– Why didn’t you bring any weapons? Something more advanced. Don’t you have ray guns? Show me a piece of future technology.
-You go naked. Something about the field generated by a living organism.  Nothing dead will go. I didn’t build the fucking thing.
– OK, OK. But this cyborg, if it’s metal… ?
– Surrounded by living tissue.
(The Terminator I)

Weiterhin beschreibt er, wie sich die Zeitreise anfühlt:

-White light. Pain. It’s like being born maybe.
(The Terminator I)

Die physikalische Erscheinung der “Ankunft” in der angestrebten Vergangenheit ist in allen drei Filmen konstant: Zuerst kommen blitzartige Energieentladungen. In ihrer Mitte erscheint eine Kugel, die anscheinend ein sehr starkes Energiefeld ist, um das „Paket“ aus der Zukunft zu schützen. In dieser Kugel befindet sich ein lebender Organismus, so wie Reese es erklärt.

Paycheck

Hier wird schnell klargemacht, dass Personen nicht in der Zeit reisen können. Anscheinend können nur unbelebte Objekte von einem Greifer aus einer Zeit herausgegriffen werden und in eine andere Zeit genommen:

„Time travel.“
„No. Not time travel. Berkowsky demonstrated that time travel is impos­sible. This is a time scoop, a mirror to see and a scoop to pick up things. These trinkets. At least one of them is from the future. Scooped up. Brought back.“
(Philip K. Dick: Paycheck)

Zum Mechanismus erhalten wir sehr knappe Angaben:

There, beyond the steel door, was the time scoop. He recognized it at once. The mirror. The long metal rods, ending in claws. Like Berkowsky’s theoretical model — only this was real.
(Philip K. Dick: Paycheck)
In the air above them something moved. A dark space formed, a circle. The space stirred. Kelly and Rethrick stared up, frozen.
From the dark circle a claw appeared, a metal claw, joined to a shimmering rod. The claw dropped, swinging in a wide arc. The claw swept the paper from Kelly’s fingers. It hesitated for a second. Then it drew itself up again, disappearing with the paper, into the circle of black. Then, silently, the claw and the rod and the circle blinked out. There was nothing. Nothing at all.
(Philip K. Dick: Paycheck)

Jennings nennt den Mechanismus einen Spiegel, durch den man in die Zukunft sehen kann. Etwas unklar bleibt jedoch, auf welche Weise dieser Spiegel ein Loch in der Zeit öffnen kann, um Gegenstände herauszugreifen. Wenn ein solches Loch bereits entstehen kann, warum können dann keine Personen durch die Zeit reisen? Jennings soll ein guter Ingenieur sein. Warum geht er nicht noch einen Schritt weiter und erweitert das schwarze Loch für eine wirkliche Zeitreise? Diese Erscheinung des Greifers ist das einzige Mal, dass wir diese Zeitmaschine in Aktion erleben.

Die physikalischen Voraussetzungen sind also in diesen zwei Geschichten gegensätzlich. Das eine Mal kann nur belebte Materie reisen, das andere Mal nur unbelebte. Der jeweilige Ansatz ist vital für den Fortgang der jeweiligen Geschichte: Reese und die anderen Reisenden in The Terminator können keine Waffen oder sonstige hilfreiche Gegenstände mitnehmen. Jennings kann nicht selbst durch die Zeit reisen und sein anderes Ich warnen.

Ist die Zukunft fix?

The Terminator I ist das klassische Beispiel für das „no choice paradox“. Skynet will versuchen, John Connors Mutter noch vor seiner Geburt zu eliminieren und zwingt ihn somit dazu, Kyle Reese in die Vergangenheit zu schicken, sodass John Connor erst dadurch überhaupt zur Welt kommt. Hätte Skynet dieses Attentat nicht in die Wege geleitet, wäre John Connor nie geboren und Sarah Connor wäre nie die Legende geworden.

The Terminator II scheint von dieser Idee etwas Abstand zu nehmen. Hier versuchen Sarah und John, den Erfinder der Cyborgtechnologie an seiner Arbeit zu hindern. Am Ende des Filmes scheinen sie damit sogar Erfolg zu haben. Allerdings basierte die Arbeit des Wissenschaftlers auf der Analyse der Körperteile des ersten Terminators. Hätte Skynet also nicht versucht, Sarah zu töten, gäbe es keinen Durchbruch in der Wissenschaft und Skynet hätte möglicherweise nie existiert.

The Terminator III kommt zurück zu dem Schicksalgedanken aus dem ersten Teil: Es ist Sarah und John nicht gelungen, den Tag der Abrechnung aufzuhalten. Sie haben ihn nur etwas hinausgezögert. Hier schließt sich der Kreis und alles, was Kyle Reese im ersten Film von der Zukunft erzählt hat, fängt an, Wirklichkeit zu werden. Die eigene Zukunft zu verändern scheint hier also unmöglich. Egal was man tut, führt alles nach dem „no choice“ Prinzip doch zu derselben Zukunft.

Paycheck gibt auf diese Frage keine genaue Antwort. Außerdem unterscheiden sich die Kurzgeschichte und der Film in dieser Beziehung erheblich. Obwohl ich sonst nur auf die Geschichte eingegangen bin, ist es vielleicht sinnvoll, sie mit dem Film zu vergleichen.

In der Geschichte entwickelt Jennings einen Gedanken, wie er an die Macht in der Firma gelangen kann, und während er diesen Gedanken in die Tat umsetzt, stellt er fest, wie ihm die Gegenstände hilfreich sein können. Es sind nicht die Gegenstände selbst, die ihm diesen Gedanken vermitteln. Sie werden nur als hilfreiche Instrumente gebraucht. Sein vergessenes Ich scheint genau diese Zukunft im Spiegel gesehen zu haben und die Gegenstände gesammelt, die sicherstellen werden, dass genau diese Zukunft auch passiert. Es gibt in der Geschichte also keine wirkliche Veränderung der Zukunft, obwohl es unklar bleibt, ob es auch andere Variationen der Zukunft gegeben hat.

Im Film sieht Jennings seinen eigenen Tod im Spiegel und setzt alles daran, diese Zukunft zu verändern. Er schickt sich selbst die Gegenstände, mit deren Hilfe er sein Leben retten, den Spiegel zerstören, Rachel wieder gewinnen und die Welt vor einem Krieg retten kann. Hier gelingt es ihm: die Zukunft ist also veränderbar.

In The Terminator ist die Zukunft also wirklich vorherbestimmt. In der Paycheck-Kurzgeschichte ist die die Zukunft für Jennings’ vergessenes Ich bereits passiert, und er wird nicht müde, es zu wiederholen:

[…]There was no doubt: he had foreseen this, too. […]
[…]But surely he had known what he was doing. He had already seen all this. Like God, it had already happened for him. […]
[…]He had not let him down. The key had worked, all right. […]
[…]It was over. He had seen even this. There was no possibility of failure. […]
(Philip K. Dick: Paycheck)

Es gibt tatsächlich keine Möglichkeit, alles anders geschehen zu lassen, oder eine Möglichkeit, dass Jennings etwas misslingt.

Nur der Paycheck-Film weicht von diesem Konzept ab und baut das Element des freien Willen und der Selbstbestimmung hinein.

 

Quellen:
Philip K. Dick: Paycheck
The Terminator (http://www.imdb.com/title/tt0088247/)
Terminator 2 (http://www.imdb.com/title/tt0103064/)
Terminator 3 (http://www.imdb.com/title/tt0181852/

Zeitreisen sind ein sehr komplexes Thema und vor allem hoch theoretisch, denn, soweit wir es wissen, sind keine Maschinen existent, die es einem Durchschnittsmenschen erlauben, sich frei durch die Zeit zu bewegen. Frei durch die Zeit bewegen heißt in diesem Fall, dass man sich von der Gegenwart in die Zukunft oder die Vergangenheit bewegen kann und wieder zurück. Beim ersten, etwas flachem Nachdenken werden einen viele Möglichkeiten in den Sinn kommen, wie man diese Geräte für seine Zwecke einsetzen könnte. Sei es, um sich selber vor Gefahren zu warnen, die Geschichte zu verändern oder einfach nur, um bei historischen Ereignissen zugegen zu sein (sei es in der Zukunft oder der Vergangenheit).

Ungefähr so nutzt Philip K. Dick des öfteren seine fiktionalen Zeitmaschinen. In „Paycheck“ gibt der Protagonist sich selbst die nötigen Gegenstände seine Zukunft heil zu überstehen und so auch den Lauf der eigenen Geschichte zu verändern. In „Simulacra“ hingegen wird ausgiebiger Gebrauch von der „Von-Lessinger-Apparatur“ gemacht, um Anschläge auf Hitler auszuüben, kurze Einblicke in die Zukunft zu werfen oder, wie es Goltz tut, sich selbst in der Vergangenheit zu beschützen. So sollen andere Parteien, die einem Schaden wollen, es nicht schaffen ihm das Leben zu nehmen, wenn er z.B. noch ein kleines Kind ist und sich nicht seiner Feinde erwehren kann.

Bei einer oberflächlichen Betrachtung machen all diese Handlungen auch durchaus Sinn, denn wenn ich in der Zeit reisen kann, kann ich sie doch auch verändern, oder nicht?

Die Antwort ist genauso komplex wie das Thema selber und wird wohl erst dann wirklich bestätigt werden können, wenn es eine solche Maschine tatsächlich gibt und man so die Folgen durch Experimente verifizieren kann. In der Theorie hingegen, gibt es einige Probleme, die dann auftreten, wenn man in die Vergangenheit reisen kann. Es geht hier tatsächlich explizit um die Reise in die Vergangenheit, denn durch eine Reise in die Vergangenheit rückt ein interessanter Gedanke in den Vordergrund:

 Wenn ich in mich in der Vergangenheit befinde, müssen Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart zur selben Zeit koexistieren.

 Für die Menschen, Tiere oder Gegenstände, denen ich während meiner Reise in die Vergangenheit begegne, ist die Vergangenheit die Gegenwart, durch mein Auftauchen wird aber deutlich, dass auch die Zukunft existiert und für mich als Gegenwart gilt, so verschwimmt die Grenze zwischen den drei Zeitbegriffen.

Zusätzlich zu dieser Koexistenz der Zeiten, ergibt sich aus der Situation ein erstes Paradoxon, auf welches ich nun näher eingehen will. Dieses Paradoxon nennt Jim Al-Khalili das „no choice paradox“.

Goltz aus Dicks Buch „Simulacra“ lebt in der Gegenwart und reist mit Hilfe seiner Zeitmaschine zurück in seine Kindheit und behütet sich selber vor den Gefahren seiner politischen Gegner und eventuell auch vor anderen Kleinigkeiten, die sein Leben oder seine Gesundheit gefährden, die Frage ist nur warum? Jegliches Attentat, welches auf ihn in der Vergangenheit ausgeübt werden soll, ist zum Scheitern verurteilt, denn rein technisch gesehen hat er seine Vergangenheit überlebt schon bevor er in die Vergangenheit gereist ist um sich selber vor den Gefahren zu schützen. Oder er hat die Vergangenheit überlebt, weil er aus der zukünftigen Zeit zurück gereist ist, um sich zu schützen, dies beinhaltet aber, dass er solange leben konnte, um sich zu schützen.

Praktisch gesehen hat also Goltz vergangenes Ich keine andere Wahl („no choice“) als weiter zu existieren. Andere Zeitreisende, die versuchen diesen Fakt zu ändern würden wahrscheinlich nur dazu beitragen, dass sich, trotz ihres eigentlichen Vorhabens, nichts daran ändert.

Nehmen wir also an, dass Nicole ihre besten Attentäter in die Vergangenheit sendet, um dort Goltz zu töten. Sie suchen sich den optimalsten Augenblick aus, um das kleine Kind vom Leben zu trennen, nämlich, als er mit seiner Mutter auf dem Spielplatz vollkommen allein im Sandkasten eine Burg errichtet. Sie schießen auf den jungen Goltz und da der Schütze eine zittrige Hand hatte, trifft er die Mutter, diese erliegt ihren Verletzungen und Goltz kann durch einen Zufall seinen Häschern entwischen. Durch diesen Vorfall erlernt er aber früh den Umgang mit einer Waffe und kann sich so in seiner weiteren Zukunft schützen.

Dieses Beispiel ist rein hypothetisch, zeigt aber eine Art, wie ein solches „no choice paradox“ ablaufen könnte.

Überträgt man dieses Beispiel auf mehr als eine Person, so ergibt sich eine Art Schicksalsgedanke, der besagt, dass unser gesamtes Leben vorbestimmt ist. Vor allem im Zusammenhang mit der Koexistenz von Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart wird uns eigentlich jeglicher eigener, freier Wille abgesprochen und alles ist nur eine Laune des Universums.

Ich gebe zu, dass dies kein besonders schöner Gedanke ist, aber in sich ist er vollkommen schlüssig, solange wir nur von einem Universum ausgehen, welches wir beeinflussen können. Bei diesem einen Universum kann man Geschehene Aktionen nicht verändern. Beruhigend ist daran allerdings, dass man sich nicht vor Zeitreisenden fürchten muss, die einem nach dem Leben trachten. Auf der anderen Seite ist es auch wieder interessant, ob es eine festgesetzte Zukunft gibt und in welchem Maße wir selbst darauf überhaupt Einfluss haben.

Selbst Goltz, der mit seiner Zeitmaschine im Laufe des Buches mehr als einmal in die Zukunft und oder die Vergangenheit reist, ist nicht davor gefeit erschossen zu werden. Er kann die Handlung nicht beeinflussen, obwohl er sie im gewissen Maße vorhergesehen hat oder er bildet sich ein, dass er absichtlich nicht handelt.

 

Quellen:
 
Al-Khalili, Jim, Black Holes, Wormholes & Time Machines. (1999)
Dick, Philip K., Paycheck. (1953)
Dick, Philip K., Simulacra. (2005)

Paycheck Vergleich

Mai 11, 2009

Werke über Zeitreisen gibt es viele. Angefangen mit H. G. Wells Roman „The Time Machine“ gibt es eine Vielzahl an Romanen, Theorien und Filmen über Zeitreisen. Ich werde mich jetzt auf ein Gebiet beschränken und zwar auf bekannte Filme bzw. Serien und ihre Bezüge zu den Werken von Philip K. Dick.

Da sich hier eine Unmenge von Möglichkeiten bietet werde ich erst mal versuchen mich ganz bewusst auf wenige Beispiele zu beschränken angefangen mit Paycheck, also einer Dick Verfilmung.
Hier folgt nun eine Liste mit den auffallendsten Unterschieden zwischen Kurzgeschichte und Film:
Kurzgeschichte:
Jennings reagiert auf eine Anzeige von Rethrick in der dieser Mechaniker für seine Fabrik sucht
Jennings stehen 7 Gegenstände zur Verfügung die er sich selbst geschickt hat
Jennings schleicht sich in die Firma um Fotos von der „Zeitmaschine“ zu machen um Rethrick zu erpressen
Jennings bezeichnet sein vergangenes Ich als „he“ als wäre es ein Freund der ihm zur Seite steht.
Rethrick Constructions soll den „kleinen“ Leuten helfen früher oder später eine Revolution gegen die großen politischen und wirtschaftlichen Mächte zu führen.
Jennings hat eine Helferin, Kelly die wie sich herausstellt Rethricks Tochter ist. Jennings lernt sie erst kennen nachdem er seine Erinnerung verloren hat
Die Maschine kann nicht nur in die Zukunft sehen sondern auch Gegenstände aus dieser entnehmen und in die Gegenwart transferieren.
Film:
Jennings und Rethrick sind seit der Schulzeit befreundet und Rethrick bietet Jennings einen Job als Ingenieur in seiner Firma an.
Jennings hat sich selbst 20 Gegenstände geschickt
Jennings kommt erst gegen Ende des Films in die Firma und will die „Zeitmaschine“ zerstören und Rethrick zu Fall bringen.
Im Film bezeichnet er die sein vergangenes Selbst als „Ich“
Durch die Maschine und das damit verbundene Wissen wird Rethrick die Zukunft nach seinen Wünschen gestalten: Es wird Krieg und Hungersnöte geben, wenn er nicht von Jennings gestoppt wird.
Jennings verliebt sich während seiner Zeit in der Firma in seine Kollegin. Mit ihrer Hilfe kann er die Maschine zerstören.
Die Maschine kann nur in die Zukunft sehen.

In beiden Fällen handelt es sich bei der „Zeitmaschine“ eigentlich nur um eine Maschine mit deren Hilfe man in die Zukunft sehen, aber nicht reisen kann. Im Film wird erklärt dass es sich bei der Konstruktion um „eine Laser verstärke Linse handelt mit deren Hilfe man um die Krümmung des Universums sehen könne und so sich selbst in der Zukunft sieht“ (John Woo, Paycheck 2004). Eine tatsächliche Reise in die Zukunft wird in „Paycheck“ ist unmöglich bezeichnet.

Im Gegensatz zu „The Simulacra“ in der es mehrere verschiedene Zukünfte gibt, existiert in der Kurzgeschichte „Paycheck“ nur ein Zeitstrang, der auch so geschieht wie vorhergesehen. Sein Blick in die Zukunft ist bereits mit eingerechnet und er macht alles so wie vorausgehen, auch das Ende ist vorhergesehen, das Gerät mit dem Mann Gegenstände aus der „Zeit“ herausnehmen kann taucht auf und hilft Jennings so wie erwartet.
Der Film läuft hier bis zu einem gewissen Zeitpunkt nach dem selben Muster. So lange Jennings nichts davon weiß wie seine Zukunft aussieht handelt er genauso wie sein vergangenes Ich es vorhergesehen hat. Ab dem Zeitpunkt an dem er beschließt die Maschine zu zerstören, konkret ab dem Punkt an dem er seine Zukunft sieht, beginnt er alles daran zu setzen sie zu ändern, was ihm auch gelingt. Er hält Rethrick auf und kann einen Krieg verhindern. Hier wird trotzdem die Faszination die diese Erfindung mit sich bringt noch einmal sehr deutlich präsentiert. Jennings MUSS sich seine Zukunft noch einmal ansehen bevor er die Maschine zerstört. Im Gegensatz dazu kommt der Maschine in der Kurzgeschichte nur ein kleiner Teil der Aufmerksamkeit zu. Sie dient dazu Jennings in die Lage zu bringen vor der Polizei zu flüchten und Rethrick zu erpressen. Die Möglichkeiten die sich durch diese Technologie bieten werden nur angedeutet.